© Abwasserzweckverband Nagold 2016
Kläranlage Nagold
Einführung
Die Kläranlage des Abwasserzweckverbands Nagold steht auf einem
Betriebsgelände von 29.815 qm und hat eine Ausbaugröße von 65.000
EW. Der maximale Zufluss bei Regenwetter beträgt rund 600 l/s. Die
Aufenthaltszeit des Abwassers beträgt durchschnittlich bei Trockenwetter
27 Stunden.
Behördliche einzuhaltende Ablaufwerte:
CSB
37 mg/l
Nges
18 mg/l
Pgesamt 0,7 mg/l (Zielwert 0,5)
Diese Werte werden nicht nur gesichert eingehalten, sondern
unterschritten.
Ablaufwerte der Kläranlage Nagold aus dem DWA
Leistungsverleich 2022
CSB
20 mg/l
Nges
10,5 mg/l
Pgesamt
0,40 mg/l
Prozess-Schema
So funktioniert unsere Kläranlage. Eine schematische Darstellung unserer
Reinigungsprozesse, Energieerzeugung und Schlammentsorgung.
Übersicht
Vor der Verbandsgründung im Jahr 1975 befand sich am heutigen Standort an der B463
in Nagold bereits eine rein mechanische Kläranlage der Stadt Nagold.
Zentrale Schaltwarte
Gesteuert und überwacht wird die Kläranlage in der zentralen Schaltwarte. Von dieser Stelle können alle
Verfahrensstufen und Prozesse
überwacht sowie wichtige Maschinen
und Anlagenteile auch aus der Ferne
gesteuert werden.
Darüber sind auf das
Prozessleitsystem auch die meisten
Außenanlagen
(Regenwasserbehandlungsanlagen
und Pumpwerke) aufgeschaltet und
können von der Schaltwarte
überwacht und gesteuert werden.
Labor
Auf der Kläranlage betreibt der AZV ein eigenes Labor. Das Kläranlagenpersonal führt dort die gesetzlich geregelten Untersuchungen zur
Eigenkontrolle der Verbandskläranlage durch.
Im Labor wird auch die Überwachung der Einleitung des gereinigten Abwassers in die Nagold durchgeführt.
Daneben werden auch Kontrolluntersuchungen durch die Wasserbehörde gemacht.
Belebtschlamm unter dem Mikroskop
Zulauf zur Kläranlage
Von den verschiedenen Abwassersammlern der Stränge entlang dem Steinach-, Waldach-, und Nagoldtal sowie den Gewerbegebieten
Wolfsberg und Eisberg, fließen jährlich mehr als 5 Millionen Kubikmeter Abwasser der Kläranlage zu. Der Tageszufluss schwankt
witterungsbedingt zwischen 100 und 1000 Liter in der Sekunde.
Die hydraulische Leistungsfähigkeit der Kläranlage beträgt rund 600 Liter in der Sekunde. Fließt mehr Abwasser der Kläranlage zu, wird dieses
Wasser auf das Regenüberlaufbecken abgeleitet und später, wenn der Zulauf nachlässt, in das Vorklärbecken gepumpt.
Regenüberlaufbecken mit Klärüberlauf
Entlastung zur Nagold
Zulauf zur mechanischen Reinigung
Mechanische Reinigung
In der mechanischen Reinigung werden die Stoffe dem Abwasser entnommen, die durch mechanische Einrichtungen, wie z.B. der Rechenanlage
und durch die Ausnutzung der Schwerkraft, abgetrennt werden können.
Grobstoffe werden bereits in den Rechen zurückgehalten. Stoffe, die schwerer sind als Wasser, sinken auf die Beckenböden und leichte Stoffe
schwimmen auf. Durch technische Vorrichtungen werden diese Rückstände entnommen.
Rechen (Mechanische Reinigung)
Mit der Rechenanlage werden dem Abwasser in zwei parallel angeordneten Stabrechen grobe Schmutzstoffe, insbesondere Hygieneartikel,
Papier und Essensreste entnommen.
Dieses Rechengut wird gewaschen, gepresst und in Containern gestapelt. So werden jährlich rund 120 Tonnen grobe Schmutzstoffe dem
Abwasserstrom entnommen und einer externen Verwertung zugeführt.
Sand- und Fettfang / Sandwaschanlage (Mechanische Reinigung)
Der Sandfang ist so bemessen, dass sich die Geschwindigkeit des Abwassers verlangsamt. Dadurch setzen sich schwere, überwiegend
mineralische Stoffe, über die Sandrinne ab. Diese werden zur Sandwaschanlage gepumpt. Die organischen Bestandteile werden dort vom Sand
getrennt und wieder dem Abwasserstrom zugeführt. Der gewaschene Sand, ca. 70 Tonnen pro Jahr, wird in der Bauindustrie wiederverwendet.
Im Sandfang wird zudem Luft eingepresst, was dazu führt, dass die organischen Bestandteile im Abwasser in Schwebe gehalten werden. So
können die abgesonderten Fette, Ölteilchen und andere Schwimmstoffe direkt der Schlammbehandlung zugeführt werden.
Vorklärbecken (Mechanische Reinigung)
Das im Sandfang von Sand, Fetten, Ölen und anderen Schwimmstoffen weitgehend befreite Abwasser gelangt nun in die beiden Vorklärbecken
mit je 425 Kubikmeter Volumen. Hier setzen sich die organischen Feststoffe als Schlamm auf dem Beckenboden ab. Gleichzeitig steigen die
restlichen Schwimmstoffe zur Wasseroberfläche auf. Durch langsam über die Becken fahrende Räumerbrücken werden die Schlämme mit den
Schlammräumschilden in
die Schlammtrichter
geschoben und von dort
der Schlammbehandlung
zugeführt.
Das Abwasser wird nun
den biologischen
Reinigungsstufen
zugeführt und enthält
weitgehend nur noch
gelöste Verschmutzungen.
Zwischen- bzw. Schneckenhebewerk
Weil zwischen den einzelnen Abwasserreinigungsstufen nicht ausreichend Gefälle vorhanden ist, kann das Abwasser nicht im Freispiegel vom
Zulauf zur Kläranlage bis zur Einleitung in die Nagold geleitet werden.
Vier Förderschnecken mit 972 bzw. 1.800 Kubikmeter Fördervolumen pro Stunde heben das Abwasser im Zwischenhebewerk 5,5 Meter an.
Damit wird sichergestellt, dass sowohl Trockenwetterdurchfluss, wie auch der erhöhte Durchfluss im Regenwetterfall den Belebungsbecken
zugeführt werden können.
Biologische Reinigung
Die biologische Reinigung des Abwassers verläuft in zwei Abschnitten. Die organischen Bestandteile im Abwasser werden durch
Mirkoorganismen abgebaut.
Das Abwasser wird dient dabei Kleinstlebewesen als Nährlösung.
Denitrifikation (Biologische Reinigung)
In dieser Phase des biologischen Reinigungsvorgang wird der im Nitrat (NO3) gebundene Stickstoff durch Mikroorganismen zu molekularem
Stickstoff (N2) umgewandelt.
Auf der Kläranlage werden zwei Denitrifikationsbecken mit je 1220 Kubikmeter Inhalt betrieben.
Stickstoffelimination (Biologische Reinigung)
Das Verfahren zur Entnahme von Stickstoff erfordert zwei Schritte.
Beim ersten Schritt, der Nitrifikation wird der hauptsächlich vorliegende Ammoniumstickstoff (NH4-N) unter starker Sauerstoffzufuhr zunächst
zu Nitrit (NO2) und dann zu Nitrat (NO3) oxydiert.
Im zweiten Schritt, der Denitrifikation, wird das Nitrat zu Stickstoff (N2) reduziert. Der entstandene Stickstoff entweicht schadlos in die
Atmosphäre.
Belebungsbecken (Biologische Reinigung)
Die biologische Reinigung vollzieht sich im Wesentlichen in den vier Belebungsbecken mit je 880 Kubikmeter Inhalt. Zur Unterstützung der im
Abwasser bereits vorhandenen Mikroorganismen wird Luftsauerstoff eingeblasen. Durch die so geschaffenen optimalen Lebensbedingungen
werden die Mikroorganismen dazu angeregt, die im Abwasser enthaltenen fein verteilten organische Stoffe durch Stoffwechseltätigkeit
abzubauen. Bei dieser Umwandlung bildet sich der sogenannte Belebtschlamm. Dieser besteht aus im Wasser frei schwebenden Flocken
(kleinsten Schmutzteilchen und Mikroorganismen).
Je größer das Nahrungsangebot ist, umso stärker ist die Vermehrung der Mikroorganismen.
Mikroorganismen sind Kleinstlebewesen, meist Einzeller, die wesentlich in
den Kreislauf der organischen Stoffe in der Natur eingreifen, indem sie tote
organische Materie und Abfallstoffe zersetzen.
Nachklärung und Phosphatfällung (Biologische Reinigung)
In den beiden Nachklärbecken mit je 3000 Kubikmeter Inhalt werden die aus den Belebungsbecken kommenden Abwässer sehr stark beruhigt.
Die Schlammflocken können auf den Beckenboden sinken und dort mit Schlammräumschilden entnommen werden. Ein Teil des belebten
Schlammes wird zu den Belebungsbecken zur Anreicherung mit Kleinstlebewesen zurückgeführt. Der restliche Schlamm wird der
Schlammbehandlungsanlage zugeleitet.
Aus den beiden Fällmittelbehältern werden über eine Dosieranlage Aluminiumeisensalze der Nachklärung zugegeben. Durch chemische
Prozesse verbinden sich diese Salze mit den gelösten Phosphatverbindungen und bilden eine neue unlösliche Phosphatverbindung, die sich im
Schlamm absetzt.
Schlammräumschild
Fällmittelbehälter
Dosieranlage
Aluminiumeisensalze
Schlammbehandlung / Schlammfaulung
und Schlammentwässerung
Der bei den Reinigungsprozessen anfallende Schlamm wird im
Faulbehälter unter Luftabschluss bei einer gleichbleibenden Temperatur
von rund 38°C durch den Einfluss von Methanbakterien ausgefault. Dabei
entsteht Klärgas mit einem hohen Methangehalt.
Faulturm 3.600 m³ und Gasbehälter 500 m³
Rührwerk
Gas
Nach einer Aufenthaltszeit von etwa 28 Tagen im Faulbehälter wird der ausgefaulte Schlamm der
Schlammentwässerung zugeführt.
Damit der Schlamm mechanisch gut entwässerbar wird, werden Polymere zugegeben. Der so
konditionierte Schlamm wird mittels einem Dekanter/Zentrifuge auf ca. 25 -30 % Trockenrückstand
entwässert.
Bei einem externen Dienstleister wird der Schlamm mit der Abwärme einer Biogasanlage weiter
getrocknet und derzeit im Zementwerk als Brennstoff verwendet.
Zukünftig soll der Schlamm in einer Mono-Klärschlamm-verbrennungsanlage
verbrannt werden. Aus der Klärschlammasche können dann Phosphate
zurück gewonnen und zu Dünger weiterverarbeitet werden.
Zentratspeicher
Dekanter
Steuerung
Schlammbehandlung / Schlammfaulung und
Schlammentwässerung
Energieerzeugung
Das im Faulbehälter erzeugte Klärgas wird vollständig in zwei Blockheizkraftwerken
verstromt. Der dadurch jährlich erzeugte Strom von rund 900.000 KWh und die jährlich
erzeugte Wärme von durchschnittlich rund 1 Million KWh werden vollständig auf der
Kläranlage verwertet.
Relevante Energieträger beim Abwasserzweckverband Nagold sind Strom und das in
den Klärwerken produzierte Klärgas, sowie eine kleine Photovoltaikanlage. Durch die
beiden Blockheizkraftwerke produziert der Abwasserzweckverband über 80 % seines
Strombedarfs für die Kläranlage Nagold selbst. Für die Pumpwerke und
Regenüberlaufbecken im Verbandsgebiet, benötigt der Verband zusätzlich rd. 600.000
bis 700.000 kWh jährlich.
BHKW I
max. Leistungsabgabe: 125 kW
Baujahr: 2014
BHKW II
max. Leistungsabgabe: 125 kW
Baujahr: 2003